Mensch! Toll dieses Gefühl! Ich spreche von dem Moment, wenn man am Montag morgen das Büro betritt, RWE hat gewonnen, und keiner kann was dagegen sagen. Einfach Ruhe im Karton.
Eine ganz andere Gefühlslage gab es allerdings am Samstag um 06:30 Uhr zu verzeichnen. Der Wecker klingelte für eine Auswärtsfahrt unseres geliebten Vereins. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wann ich das letzt Mal auf einen Samstag um diese Zeit für eine Tour aufgestanden bin. Zu damaligen Drittligazeiten vielleicht.
Stattdessen ging es aber nach Erndtebrück. Bedingt durch einen geplanten Boxenstopp in einer Siegener Kneipe rollte der FFA-Bus also bereits um 08:00 Uhr am Essener Hauptbahnhof los. Die Fahrt verlief relativ entspannt. Kaum im Sauerland angekommen, steuerte man die erste Raststätte an. Die dringend notwendige Raucher- und Pinkelpause musste verrichtet werden.
Witzigerweise parkte der Bus unmittelbar vor der örtlichen Polizeistation, der breite Zaun links daneben lud quasi zum Freipinkeln ein. Das rief natürlich Team Green auf den Plan, wobei es war eher ein Mann mit einem Megaphon. Dieser rief aber nur einmal „ey“ und stand dann geschlagene 10 Minuten vor seiner Eingangstür. Der ein oder andere lief dann eben zur Tanke, oder in eine etwas „sichere“ Ecke zum pinkeln.
Nachdem sich dann wieder alle im Bus einfanden, ging die Fahrt weiter und man war kurze Zeit später in Siegen. Nachdem der Fahrer relativ easy die engen Gassen immer weiter den Berg durch die Siegener Innenstadt rauf fuhr, staunten dessen Bewohner nicht schlecht. Als ob die noch nie einen vollen Bus gesehen hätten.
Oben angekommen wartete schon der Bus der Westtribüne Essen auf uns. Daneben schien sich grade eine Hochzeitsgesellschaft einzufinden. Als eben diese über 100 Personen aus den Bussen taumeln sah, war der Gesichtsausdruck der Gesellschaft wirklich unbezahlbar „Oh mein Gott, meine Hochzeit“ „Alarmstufe Rot“
Plötzlich wurde ein Böller gezündet, der Verursacher aber relativ schnell ausfindig gemacht. Gleichzeitig wurde eben diesem klargemacht, dass Böllerei heute nicht auf der Tagesordnung steht. Nachdem dies also geregelt war zog der Mob gemütlich in Richtung Kneipe.
Dort wurde dann gute 2,5 Stunden gefeiert, getrunken, und geschockt. Natürlich gab ich mir keine Blöße und verlor nicht eine einzige Runde. Danke für den Schnaps, war lecker 🙂
Anschließend ging es zurück zu den Bussen gen Erndtebrück. Der Bus fuhr ca noch 30 Minuten durch die Prärie, bis man das Dorf erreichte. Zu diesem gibt es nicht viel zu sagen: Laut Google leben da 7.500 People, sogar mit eigenem Bahnhof. Der Zug fährt allerdings ohne Strom, maximal 30 km/h und tutet vor jedem unbeschränktem Bahnübergang.
Das Stadion erinnerte eher an die Spielstätte von den Sportfreunden Niederwenigern. Nur halt mit einem getrennten Gästeblock. Ohne Vorkenntnisse hätte ich darauf gewettet wir spielen heute die nächste Niederrheinpokalrunde um die Teilnahme der Endrunde aus. Kunstrasen, irgendwelche komischen Banden, Tartanbahn, das Wort Stadion sollte eher durch Sportanlage ersetzt werden.
Doch ich will nicht meckern. Die Leute vor Ort waren alle nett, die Preise nicht überteuert, und die Sicht vom Stehplatz soll auch besser als beispielsweise in Rödinghausen gewesen sein. Ich selber bin wie immer in den Sitzbereich gegangen.
Vor dem Spiel waren sich alle einig. Ein Sieg sollte gegen so einen „Dorfverein“ Pflicht sein. Doch wie würde sich die Mannschaft ohne Pröger und Platzek in der Offensive verhalten? Die Antwort lautet: Gut und effektiv. Harenbrock auf links und Unzola auf rechts durften sich beweisen. Bednarski ging dafür ins Zentrum.
Die ersten Minuten plätscherte das Spiel vor sich hin. Als es das erste Mal gefährlich wurde, klingelte es auch direkt. Nach einem schönen Spielzug konnte Malura die Kugel auf das Tor bringen, doch der Ball wurde zur Ecke geklärt. Bei der anschließenden Ecke wurde die erste Hereingabe von Grund noch geklärt, doch sein zweiter Flankenversuch landete bei Bednarski und dieser köpfte den Ball ins Rot-Weisse Glück.
Erndtebrück versuchte sich nun zu wehren und kam zu 2 guten Abschlüssen. Diese wurden mal wieder überragend von Heller gehalten. Grade als alle schon innerlich überlegten welche Bratwurst sie in der Pause gleich essen würden, wurde Malura 30 Meter vor dem Tor gefoult. Wie immer eine Angelegenheit für Grund. Auch diese Flanke landete wieder perfekt auf dem Kopf von Bednarski und es stand 2:0.
In der zweiten Hälfte wurde dann Stück für Stück die Marschroute verändert. Zunächst wurde Unzola, welcher auf rechts nicht negativ auffiel, (allerdings auch keine positiven Aktionen verzeichnen konnte) für Jansen ausgewechselt. Dieser hatte keine 30 Sekunden später einen schönen Schuss, welcher grade eben noch vom Torwart aus dem Torgiebel zur Ecke geklärt wurde.
RWE konnte nun keine wirklichen Angriffe mehr aufbauen und beschränkte sich auf „die Null muss stehen“. Dies schaffte man mit akribischer Arbeit. Erndtebrück wirkte nach 70 Minuten schon etwas verzweifelt. 1-2 Chancen sprangen noch heraus, welche aber allesamt gehalten wurden. Bednarski traf dann kurz vor Schluss noch die Oberkante der Latte. Danach war der Sieg in trockenen Tüchern.
Das oberste Ziel, nämlich die drei Punkte einzufahren, wurde erreicht. Natürlich würde man sich freuen solche Gegner einfach wie vor 2 Jahren aus dem Stadion zu schießen. Allerdings würde dies der Qualität des Gegners (soviel Respekt sollte man haben) nicht gerecht. Ausserdem wollen wir keinen Schönheitspreis gewinnen, sondern Spiele.
Hinten sicher zu stehen und vorne Eiskalt zuschlagen. Dieses Erfolgskonzept scheint aufzugehen. Wie es andersrum sein könnte, sprich vorne volle Pulle hinten offen wie ein Scheunentor, zeigt momentan der BVB ganz gut.
Rundum war es also eine sehr gelungene Tour, die gerne wiederholt werden kann. Vor allem, dass über 100 Rot-Weisse eine Kneipe „übernommen“ haben und sich dort auch vorbildlich friedlich feiernd präsentiert haben, ist eine schöne Sache, die man nicht als selbstverständlich sehen sollte. Deswegen ein Dank an die Organisatoren und an alle die zu diesem friedlichen Fest ihren Teil beigesteuert haben.
Weiter geht es dann Sonntag zu Hause gegen die kleinen Düsseldorfer. Auch dort sollte / muss es das Ziel sein zu gewinnen. Wenn die Einstellung und das Auftreten der Mannschaft so weiter geht, mache ich mir da keine Sorgen. Wie heisst es so schön? Weiter immer weiter.
Kommt gut durch die Woche.